Donnerstag, 10. Mai 2018

Taizé - Ort der Alltagsferne und der Alltagsnähe - Erfahrungsbericht und Schlaglichter

Wenn ich nach Taizé komme, ist das nochmal eine ganz andere Form von wegfahren für mich, als das in einem "normalen Urlaub" der Fall ist. Denn es erwarten mich kein Hotel oder Meer oder beeindruckende Städte, sondern eigentlich "nichts". Objektiv betrachtet scheint Taizé erstmal nur aus ein Paar Hütten und einer Großen Halle zu bestehen, die als Kirche genutzt wird.

Und dieses Wenige, was es erstmal zu geben scheint, wird ein totaler Kontrast zum Alltagsleben. Ich habe Schlafplatz und genug zu essen, habe ganz viel Raum und Zeit für - ja für was genau, lässt sich echt schwer beschreiben. Diese Einfachheit, die ich für eine Woche mit mehreren tausend Menschen teile, wird zum Raum für mich und meine Gedanken. Ich habe gewisse Pflichten (Job, Bibelarbeit, Gebetszeiten,...), die mir aber Struktur geben, vom Alltag wegzukommen und zeitgleich mit ganz banal-alltäglichen Mitteln auch Zeit geben, über meinen normalen Alltag nachzudenken. Ich kann einen Schritt aus meinem Leben austreten und sagen:

STOP - Was läuft eigentlich gerade in meinem Leben? Was geht alles gerade ab? Was mache ich eigentlich im Moment? Was ist mir wichtig?

Also eigentlich, mir genau die Fragen zu stellen, die im Trubel des Alltags irgendwie untergehen, weil man viel zu viel macht und manchmal einfach nur funktioniert.

Das heißt für mich aber nicht, die ganze Zeit grübelnd in der Ecke zu sitzen, sondern das heißt für mich, dass ich in Gesprächen mit mir vollkommen fremden Leuten, beim Spielen verrückter Spiele, beim Lesen eines Buches, das nichts mit Uni zu tun hat, beim meditativen Singen und Beten, oder im einfach Sitzen, Schweigen und Sonne Genießen merke, dass es genau diese Momente sind, die im Alltag zu kurz kommen und die eigentlich Leben für mich ausmachen.

Und dann komme ich nach Hause und nehme erstmal wieder bewusst wahr, wo ich solche Momente einbauen und finden kann. Dass mit diesen Dingen meine Fragen, die ich öfter stellen sollte, ihren Platz im Alltag bekommen können.

Ich bin also in Taizé und damit erstmal raus aus dem Alltag, nehme aber meinen Alltag mit nach Taizé hinein, reflektiere ihn in ganz einfachen banalen Dingen und nehme diese Momente wieder mit in den Alltag zurück. Taizé ist für mich ein Ort, der total weit weg und zugleich ganz nah am Alltag dran ist.

Dieser Post eröffnet eine Reihe von Gedanken und Erfahrungsberichten rund um Taizé. Bedenkt, dass das subjektive, persönliche Berichte sind und somit kein universal gültiges Bild von Taizé darstellen können. Aber: Ich glaube, nicht nur ich komme unter anderem genau deshalb nach Taizé ;-)

Hinweis (stand 10.05.2018): In diesem Post sind zahlreiche Themen angesprochen, die bisher noch nicht näher in diesem Blog erläutert wurden. Das holen wir auf jeden Fall nach!

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